2. Qualitätsbereich: Umgang mit Vielfalt

 

 

Unser Kollegium verabschiedete zum Schuljahr 2016/17 ein Konzept „Schule für gemeinsames Lernen“, das unsere vorherigen Förderkonzepte und das Konzept zu Deutsch als Zweitsprache zusammenführt und ergänzt.

 

Eine andere Schule ist möglich – Anderssein ist erlaubt!

Mit der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen wurde ein Perspektivwechsel in der Bildungspolitik eingeleitet. Es geht dabei nicht nur um die Förderung von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Regelklassen, sondern auch die Nutzbarmachung und Wertschätzung von Unterschiedlichkeit im Sinne einer „Pädagogik der Vielfalt“. Dieses inklusive Leitbild betrifft also nicht nur Menschen mit Beeinträchtigungen, sondern auch andere gesellschaftliche Gruppen.

Dabei ist es unser Anspruch jeden Schüler, dessen Eltern es wünschen, wohnortnah an unserer Grundschule lernen zu lassen, wenn wir die Bedingungen dafür schaffen können.

Die Aufgabe der Schule ist es, individuelles und gemeinsames Lernen anzuregen und zu fördern. Durch eine herausfordernde und zugleich unterstützende Atmosphäre können Kinder Anstrengungsbereitschaft und Ausdauer, Zuversicht und Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten entwickeln.

Es ist normal, verschieden zu sein.

In unserer Schule sind alle Kinder willkommen. Vielfalt ist Normalität. Wir fordern und fördern alle Schüler individuell und umfassend. Es ist unser Ziel, jedem Kind mit all seinen Stärken und Schwächen, Beeinträchtigungen und Begabungen gerecht zu werden. Nicht nur die Entwicklung im kognitiven Bereich oder die Methodenkompetenz sollen ausgebaut werden, sondern jeder Entwicklungsbereich soll Berücksichtigung finden. So spielt das Helferprinzip eine wichtige Rolle für die Entwicklung sozialer Kompetenzen – egal ob ein Kind leistungsschwach oder leistungsstark ist.

Was fördert Schüler beim Lernen?

Motivation und Anstrengungsbereitschaft entstehen aus Erfolgserlebnissen. „Die Motivation beim Lernen wird gefördert durch die Erfüllung von 3 menschlichen Grundbedürfnissen.

Dies sind unsere Grund- und Leitgedanken bei der pädagogischen Arbeit mit unseren Schülerinnen und Schüler. Das verdeutlicht unser Leitbild (siehe Schulprogramm).

 

Für die Erstellung unseres Konzeptes „Schule für gemeinsames Lernen“ (s. Homepage http://www.sigmund-jähn-grundschule.de/seite/257269/konzepte.html) dienten uns die 3 Dimensionen des Index als Leitfaden und als Instrument zur Evaluation für unser Vorhaben.

A Inklusive Kulturen schaffen – Gemeinschaft bilden – Inklusive Werte verankern

B Inklusive Strukturen schaffen – Eine Schule für alle entwickeln – Unterstützung für Vielfalt organisieren

C Inklusive Praktiken schaffen – Lernarrangements organisieren – Ressourcen mobilisieren

 

A Inklusive Kulturen schaffen – Gemeinschaft bilden – Inklusive Werte verankern

Unser Ziel ist es, inklusive Kulturen zu schaffen und inklusives Denken zu ermöglichen durch Wertschätzung von Vielfalt und Sensibilisierung aller Beteiligten. Inklusion fängt in den Köpfen an. Es geht darum, die Vielfalt der Menschen als Normalität und Chance zu begreifen.

 

Niemand wird ausgegrenzt. Wir begegnen uns mit Respekt. Wir beziehen Neuankömmlinge mit ein. Das erreichen wir durch:

Wir respektieren die unterschiedlichen Fähigkeiten von anderen – ob im individualisierenden Unterricht, im Ganztag oder in der offenen Treffpunktarbeit.

Auf provozierendes Verhalten und interkulturelle Konflikte wird reagiert. Schulsozialarbeit und Streitschlichterausbildung, soziales Training und Verhaltenstraining stehen den Lehrkräften ergänzend zur Seite.

Es wird eine Atmosphäre geschaffen, in der sich jeder wohlfühlt. Wir gestalten unsere Schule in einen Ort der freudvollen Lernatmosphäre (zunächst Außenfassade mit den Ideen der Kinder, Renovierungen mit Eltern, attraktive und gut ausgestattete Lernumgebung) um.

Die Unterschiede zwischen den Schülern werden als Normalität und Ressourcen begriffen. Willkommensschilder und Informationen in verschiedenen Sprachen, Piktogramme und farbliche Markierungen zur Verständigung sind ebenso selbstverständlich in unserem Alltag wie individuelle Lern- / Förderpläne, Kompetenzraster, verschiedene Portfolioinhalte (DaZ-Portfolio hat Grundwortschatzthemenblätter) und verschiedene Umgangsformen in der Treffpunktarbeit.

Jede/r bejaht den Grundgedanken des gemeinsamen Lernens und beteiligt sich an der Umsetzung. Alle Kolleginnen/ Kollegen bilden sich zum Thema „Gemeinsames Lernen“ regelmäßig fort (Differenzierung und Individualisierung, Methoden, Medien, soziale Grundformen, Evaluation, Diagnose…).

Die Schule fördert durch Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen die Akzeptanz unseres Leitbildes in der Stadt. Sie publiziert auf der Homepage, in der Presse, im ZDF-Mittagsmagazin und bei RBB Aktuell, bei Kinderfesten, in der Talenteshow und der Schulgala, bei sportlichen Wettkämpfen, unserem Weihnachtsmarkt, der als Tag der offenen Tür zelebriert wird, im Netzwerk Nord, in Arbeitsgruppen, bei Vorträgen an der Universität Potsdam und als Multiplikatoren für andere Kollegien, die DaZ aufbauen etc.

 

B Inklusive Strukturen schaffen – Eine Schule für alle entwickeln – Unterstützung für Vielfalt organisieren

 

Inklusive Strukturen verankern bedeutet räumliche, sprachliche und soziale Barrierefreiheit, verbesserte Rahmenbedingungen und geeignete Strukturen (z. B. Einbeziehen von Stützsystemen und Öffentlichkeitsarbeit).

 

In der Schule bestehen klare Strategien zur Beseitigung von Barrieren (räumlich, sprachlich, sozial). So werden Informationen in allen gefragten Sprachen dargeboten, es gibt Willkommensschilder in den Fluren und mehrsprachige Kinderbücher in der Schulbibliothek.

Alle werden gleichermaßen wertgeschätzt. Themen des Unterrichts und der Freizeit berücksichtigen die individuellen Bedürfnisse der Schüler. Zusätzliche Nachmittagsangebote wurden mit Hilfe von Förderern installiert.

Unterrichts- und Freizeitangebote werden so gestaltet, dass sie von allen Kindern dieser Schule genutzt werden können.

Alle akzeptieren die Hausordnung, vor allem was Diskriminierung betrifft. Schüleraufsichten und Streitschlichter unterstützen eine freundliche und konfliktarme Atmosphäre.

Schule tauscht sich über die Erfahrungen mit dem Prozess des gemeinsamen Lernens mit Kooperationspartnern aus. So finden gemeinsame Hilfeplangespräche, Teamsitzungen, gegenseitige Hospitationen Kita/Schule, Teilnahme an der Tagung „Umgang mit Vielfalt“ an der Universität Potsdam: Workshop über Vorbereitungsgruppen und Integration in Regelklassen und vieles mehr statt.

Es werden Kooperationsbeziehungen genutzt, um inklusive Aktivitäten zu ermöglichen. Bei unseren Ü1- Projekten („Auf der Suche nach den kleinen Sternen“, „Es fährt ein Bus durchs ABC“, „Der Zauberzahlenwald“, „Die große Wörterfabrik“, Schnupperunterricht) können sich alle Kinder nach ihren Fähigkeiten einbringen.

In der Einrichtung bestehen Rückzugsmöglichkeiten für alle Schülerinnen und Schüler vorrangig in der Schulbibliothek, bei der Sozialpädagogin im Schülertreff und bei der Sonderpädagogin, aber auch in der Sitzecke auf dem Flur.

 

C Inklusive Praktiken schaffen – Lernarrangements organisieren – Ressourcen mobilisieren

 

Inklusive Praktiken entwickeln heißt passgenaue Unterstützung entwickeln und geeignete Angebote organisieren, aufbauen und implementieren.

 

Bei der Planung und Umsetzung von Aktivitäten werden die Bedürfnisse, Interessen und Wünsche aller analysiert und einbezogen. Über die Wahl der Wandertage und Klassenfahrten wird demokratisch in der Klasse entschieden, (geförderte) Projekte „Kunst“, „Gesunde Ernährung“ und „Cinema en curs“ (internationales Filmprojekt) sind interessenorientierte Projekte, ebenso wie Arbeitsgemeinschaften und Neigungskurse und muttersprachlicher Unterricht.

Vorbereitungsgruppen sind so eingerichtet, dass sie keine interkulturelle Gruppentrennung ermöglichen und Gemeinsamkeiten verdeutlichen. Die Integration der geflüchteten Kinder wird schrittweise und individuell über Teilintegration in einzelnen Fächern (zunächst Musik, Kunst, Sport, WAT, später Mathematik) vollzogen. Der Zeitpunkt der Integration wird individuell festgelegt.

Aktivitäten wie soziales Training im Jugendclub, Verhaltenstraining nach Petermann oder offene Treffpunktarbeit regen zur gegenseitigen Kooperation an, dass gemeinsam auf ein Ziel hingearbeitet werden kann.

Unterstützungsangebote für das individuelle Lernen sind für alle Schülerinnen und Schüler bei entsprechendem Bedarf gewährleistet. Individuelle Förderungen in allen Lernbereichen werden klassenübergreifend von der Sonderpädagogin und vom DaZ-Team angeboten (z. B. Lesegruppe, Mathematikgruppe…).

Wir haben ergänzend eine Unterstützungsstruktur aufgebaut. Ehrenamtliche Mitarbeiter/innen werden zur Begleitung und Unterstützung beeinträchtigter Kinder eingebunden. Netzwerkarbeit ist hier entscheidend: Integrationslotsen, Praktikanten, Honorarkräfte, Dolmetscher (auch Eltern), Lehrkräfte mit Migrationshintergrund und Flüchtlinge im Beteiligungsprojekt: Caritas, Johanniter, RAA Brandenburg, JuSeV, Praktikant*in und Lehrerin aus dem Refugee Teacher Welcome Project der Universität Potsdam, Kitas, Landtagsabgeordnete, Bürgermeister, Stadtverordneten­versammlung, Stiftung Sparkasse Oder-Spree, CTA Kulturverein, Neue Heimat in Brandenburg e.V., Verein Wirtschaft-Kita-Schule stehen uns zur Seite.

Alle Mitarbeiter arbeiten zusammen, um die Teilhabe aller Schüler zu unterstützen. Wir bemühen uns um eine gute Kommunikation im Team. Regelmäßig treffen wir uns zur Konferenz der Lehrkräfte, in Dienstberatungen und Fachkonferenzen, in Jahrgangsteams, bei Fortbildungen, Teamsitzungen. Quereinsteiger bekommen einen Mentor an ihre Seite.

Das Team entwickelt Methoden und Hilfsmittel, um inklusive Angebote zu fördern. Fortbildungen, kollegiale Hospitationen, Lehrkräfte- und Fachkonferenzen und schulübergreifende Erfahrungsaustausche thematisieren die Vielfalt der Methoden und Medien.